Der objektivierende Blick versus den Mythos
Wenn man die Bemerkungen über die letzten belgischen Ausstellungen noch einmal durchgeht, fallt auf, wie sehr sie sich im Grundton ähneln: die Individualität des Künstlers überragt alles andere. Eine Situation, die in der Neubewertungspolitik des genialen, zeitlosen und universell schaffenden Künstlers wohl einmalig ist. Die Rückbesinnung verschiedener Künstler auf symbolistische literarische Vorbilder hat zu einerVerstärkung der persönlichen Mythosbildung beigetragen (als Verweis auf eine Position wie sie Panamarenko einnimmt). Die Thesen des "Sehen ist Fühlen" dominieren dann jedoch so, als ob die Idee vom Kunstwerk als einem Element, das kritische Kenntnisse vermitteit - und nicht das vage religiöse ekstatische Gefühl, bei Paul Groot autistische Kunst genannt -, in diesem Bereich nicht vemommen worden wären.
Eine Beziehung zwischen den drei Künstlern Richard Venlet, Koen Theys und Ann Veronica Janssens zu knüpfen, erscheint auf formellem Gebiet forciert, ist aber im Bereich der Intentionen durchaus möglich. Alle drei umschließen in ihrem Werk eine Fragestellung, nach den Modi von Präsentations- und Rezeptionsmöglichkeiten der Kunstwerke.
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Das Werk von Koen Theys wird ebenfalls durch die Suche nach dem Öffnen des Rahmens auf den Raum zu charakterisiert, um im Rezeptionsprozeß eine Dynamik zu installieren. Bei seinen Abgüssen von Türen geht er ein auf die Idee einer Skulptur als Negation des Raumes als einer negativen Ortsbestimmung im Gegensatz zur positivistischen Skulptur als Andeutung eines Ortes.
Skulptur wird als Passage eingeführt, von der nur die Grenzen eines "anderen" Raumes angedeutet werden. Bei Theys wird diese Idee nicht immer in einer statischen Form ausgearbeitet wie in den Fensteraufhängungen der Türabgüsse, sondern die Passage ist auch ganz wörtlich aufzufassen, indem gläserne Skulpturen, die einen Raum schematisch andeuten und nur als Fenster auf etwas, was nicht materiell und in der dünnen Membran des Glases eingeschlossen ist, aufgestellt werden. Die eigene Anwesenheit des Zuschauers ist das einzige, was durch die Reflektion und die Durchsichtigkeit betont wird.
Dirk Snauwaert – MUSEUM FRIEDERICIANUM, KASSEL
catalogus “Gedachten Gangen/Gedanken Gänge” - 07.07.1991
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